Farben übersetzen

Die Biologie kann genau erklären, wie das Farbsehen funktioniert; die Physik kann genau definieren, wie sich das Farbspektrum aufteilt – aber was man tatsächlich wahrnimmt, wenn man eine Farbe sieht, ist sehr individuell.

Es gibt die Lieblingsfarbe, die sich aus persönlichen Erlebnissen herausgebildet hat. Und jeder assoziiert bestimmte Emotionen mit einzelnen Farben. Diese wenig objektivierbaren Elemente schwingen mit, wenn in einem Text ein Farbadjektiv verwendet wird. Schon bei Autor und Leser des ausgangssprachlichen Textes kann es hier unterschiedliche Vorstellungen geben.

Grün oder giftgrün
Der Übersetzer, der natürlich auch seine eigenen Bilder im Kopf hat, steht nun vor der Aufgabe, diese komplexe Idee eines Farbadjektivs in eine andere Sprache und damit auch in einen anderen Kulturkreis zu übertragen. Natürlich wird aus pragmatischen Gründen ein „Blau“ mit „blue“ oder ein „Rot“ mit „red“ übersetzt. In der Regel ist das auch ausreichend, wenn es um den grundsätzlichen Farbeindruck geht. Manchmal jedoch hat die spezielle Farbe aber eine besondere Bedeutung innerhalb des Textes. In der deutschen Sprache lassen sich dann für Farbwahrnehmungen, für die es kein eigenes Wort gibt, beispielsweise zusammengesetzte Adjektive bilden: smaragdgrün, giftgrün, samtgrün.

Rot oder blutrot
Welche Emotion eine Farbe vermittelt, ist zunächst natürlich eine persönliche Sache, trotzdem gibt es hier viele Kulturspezifika, die für Übersetzungen relevant sein können. Extrem ist der Unterschied von Schwarz und Weiß als Farbe der Trauer in der westlichen und der östlichen Welt. Und in der Farbe Rot, der Farbe des Blutes und des Feuers, drücken sich häufig relativ starke Emotionen aus.

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