Ideen mit Worten kleiden

Norma Keßler, Rede FIT-WeltkongressVom ersten bis zum letzten Wort die Aufmerksamkeit seiner Zuhörer zu haben – das wünscht man sich bei einer Rede. Die Rhetorik bietet nützliches Wissen, und dann braucht es viel Übung.

Im Rahmen seiner Initiative DEUTSCH3.0 schrieb das Goethe-Institut die Teilnahme an einem Rhetorikseminar bei Reinhard Philippi, Redencoach und Trainer, aus. Mit einer kurzen Bewerbung sollte man darstellen, warum man gerne an diesem Seminar teilnehmen würde – und offenbar haben meine Ausführungen überzeugt. Es waren spannende vier Stunden in der alten Pianofabrik im Berliner Bezirk Friedrichshain.

Welche Rolle?
Wer überzeugend reden will, muss seinen eigenen Standpunkt kennen. Danach kann er sich Gedanken über die Rolle machen, in der er etwas präsentieren möchte. Diese Rolle manifestiert sich nicht nur in den Worten, sondern auch in der Körperhaltung: Wer wie seine Zuhörer sitzt, ist eher ein Gleicher unter Gleichen; wer vor der Gruppe steht, ist eher der Lehrer, und wer sich zwischen seine Zuhörer platziert, wird eher zum Mittler zwischen Positionen. In einem abwechslungsreichen Vortrag kann der Redner durchaus zwischen diesen Rollen wechseln.

Welche Ebene?
Lebendigkeit in einem Vortrag stellt sich auch durch den Wechsel zwischen unterschiedlichen Ebenen ein: die Bildebene, die ein Bild vor dem geistigen Auge der Zuhörer malt, die Erzählebene, die die Inhalte in eine Geschichte packt, und die Inhaltsebene, die mit Zahlen und Fakten arbeitet. Auch hier sorgt ein geschickter Mix für die anhaltende Aufmerksamkeit der Zuhörer.

Spannung – aber wie?
Warum fällt es manchmal leicht, einer langen Rede zuzuhören; und warum ist manchmal schon eine kurze Rede eine Qual. Der richtige Spannungsbogen macht’s: Er bietet dem Zuhörer Spannendes zu Einstieg, gönnt ihm dann eine entspannende Phase, packt ihn an einem Wendepunkt mit Betroffenheit und nimmt ihn dann mit auf eine spannende Reise durch das Thema, an deren Ende ein Appell oder eine wichtige Erkenntnis steht.

Die vier Stunden Seminar boten genau diesen Spannungsbogen: interessante Gedanken zum Einstieg – die Anliegen, wo jede/r Teilnehmer/in rhetorische Mittel einsetzen möchte – faszinierende Umsetzungsmöglichkeiten von Rhetorik – und am Ende die Erkenntnis, mit diesem Wissen jetzt weiter an sich arbeiten zu können.

Bild: Thorsten Weddig, Abschlussveranstaltung FIT-Weltkongress 2014, Berlin
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