2.100 Seiten. Wann soll man das lesen? Gute Frage. Die Antwort kam zu Weihnachten. Nicht nur in Form eines Geschenkes, sondern auch in Form von Zeit. Mindestens zwei Wochen, in denen die Geschäfte ruhen. Und auch im Januar ist sicherlich noch ein wenig Zeit, bis alles wieder so richtig los geht. Also die ideale Gelegenheit, in dieses Werk der Weltliteratur einzutauchen.
Modernes Übersetzungsideal
Ausführliche Anmerkungen und gründliche Kommentierungen helfen der Leserin, sich in der Epoche, auf den Schlachtfeldern und in den Ballsälen zurechtzufinden. Die neue Übersetzung ist nicht geglättet, nichts wird stillschweigend „verbessert“ und dem Leser mundgerecht serviert. Barbara Conrad bleibt, wie Deutschland Radio Kultur anmerkt, einem modernen Übersetzungsideal verpflichtet. Was der Autor schreibt, das soll der Leser auch lesen.
Französische Übersetzungen in Fußnote
Tolstoi hat in seinem Werk zahlreiche Passagen in französischer Sprache verfasst. Damit wollte er den Kontrast zwischen der französisch geprägten Scheinwelt des Adels und der Sprache des unverdorbenen einfachen russischen Volkes deutlich machen. Französisch war auch die Sprache des Feindes. Im Unterschied zur letzten Übersetzung aus dem Jahr 1956 sind diese Passagen in einer Fußnote unmittelbar auf der jeweiligen Seite ins Deutsche übersetzt. Das ermöglicht nun auch Lesern, die des Französischen nicht mächtig sind, diese durchaus wichtigen Passagen zu verstehen. Und mein Mann muss jetzt auch nicht mehr ständig bitten, „übersetz’ mir das doch mal schnell“.
Die neue Ausgabe von „Krieg und Frieden“ ist wunderbar zu lesen. Ein Meisterwerk von Lew Tolstoi in einer meisterhaften Übersetzung von Barbara Conrad. Eine unglaubliche Leistung, angesichts der die Mühe des Lesens der 2.100 Seiten verblasst.