Städte mit vielen Fachwerkgebäuden gelten als historisch wertvoll und sind voller Atmosphäre – und ihre Bauweise hat auch unsere Sprache nachhaltig geprägt.
Der Stock
Die Grundkonstruktion eines Fachwerksgebäudes bilden mehr oder weniger lange Balken, die zu einem stabilen Verband zusammengefügt werden. Mit recht langen, senkrecht gestellten Hölzern war es möglich, dass das Haus über zwei Ebenen reichen konnte. In Verbindung mit einem steilen Dach ließ sich so bereits eine stattliche Gebäudehöhe erreichen. Diese senkrechten Pfosten wurden landläufig auch gerne einfach als „Stock“ bezeichnet, und diese Bezeichnung stand Pate für die Beschreibung der Höhe eines Hauses, wobei ein einstöckiges Gebäude durchaus zwei Ebenen umfassen konnte.
Das Geschoss
Lange Hölzer waren jedoch in vielen Gegenden Mangelware, und auch ihr Transport war nicht immer ganz einfach. Daher wurde in der Folge eine Konstruktion entwickelt, bei der man die Deckenbalken der einzelnen Ebenen „einschoss“ und für die Höhenentwicklung nur noch kurze Holzstücke benötigte. Im Stock entstand das Geschoss.
Welche Ebene?
Während Stockwerk kein Fachterminus ist, sondern die Fachsprache immer nur von Geschoss spricht, werden beide Begriffe umgangssprachlich synonym verwendet. Dabei ist aber häufig nicht klar, welche Gebäudeebene tatsächlich gemeint ist, wenn man etwa vom ersten Stock spricht – ist es nun das Erdgeschoss oder das erste Obergeschoss. Ein Grund für diese – nach meinem Eindruck auch noch zwischen süd- und norddeutschem Sprachgebrauch – variierende Verwendung ist sicherlich auch in der Herkunft der beiden Worte zu suchen. Und die Einführung des französischen Wortes „Etage“ hat hier auch nur bedingt mehr Klarheit geschaffen.