Zur Vorbereitung und zum besseren Verständnis eines zu übersetzenden Textes über eine Künstlerin oder ein bestimmtes Werk schaue ich mir zunächst immer gerne die Bilder an, die die Suchmaschine im Internet mir anbietet. Bei der Suche nach Louise Bourgeois waren es Bilder von Skulpturen, deren Sinn sich nicht sofort erschließt, aber die neugierig auf die Kunst und den Sinn dahinter machen. Und dazwischen sind auch Bilder einer älteren Dame, mal resolut, mal verschmitzt lächelnd – die Grande Dame der modernen Kunst.
Strukturen des Daseins
Man musste tief einsteigen in die Denkwelt der Künstlerin, um sich den Texten für die Ausstellung „Louise Bourgeois. Strukturen des Daseins: Die Zellen“ im Haus der Kunst in München zu nähern. Mit den Cells hat Louise Bourgeois eine ganz eigene Kategorie von Skulpturen geschaffen. Es sind bauliche Einheiten, manche klein, aber die meisten recht groß. Mal laden sie zum Betreten ein und erlauben den Blick von innen nach außen; mal gibt es keinen Zutritt, und sie lassen nur den Blick von außen nach innen zu. Die Gestaltung der Zellen reicht von schlicht und spartanisch bis zu üppigen Inszenierungen und ist häufig autobiografischen Ursprungs. Den Kernsatz für das Verstehen dieser Werkreihe lieferte Louise Bourgeois selbst: „Die Cells (Zellen) verkörpern unterschiedliche Arten von Schmerz: den physischen, den emotionalen und psychologischen sowie den mentalen und intellektuellen.“
Es kommt nicht häufig vor, dass in den Dankesworten eines Buches auch die Übersetzer und deren Leistung explizit erwähnt werden. Bei diesem Ausstellungskatalog war es der Fall, und ich war gerne Teil des Teams, das sich intensiv mit den Werken dieser ganz besonderen Künstlerin auseinandergesetzt hat.